Mittendurch statt drüber weg Zwei Freunde, ein Traum und die Reise ihres Lebens by Peer Bergholter & Jochen Müller

Autor:Peer Bergholter & Jochen Müller [Bergholter, Peer & Müller, Jochen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426434703
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-10-25T16:00:00+00:00

INFOBOX

Spuck nicht auf die Straße, wirf deinen Müll in Mülleimer, und sammele deine Zigarettenstummel ein. Oder halte dein Portemonnaie bereit.

Überquere Straßen nur an Fußgängerampeln und niemals bei Rot!

Nimm Abstand vom Zigarettenschmuggel!

Verzichte auf Drogen oder schwere Vergehen, wenn dir dein Leben lieb ist.

Kapitel 26:

Der Ironman unter den Busfahrten

Jochen

Unsere Fähre von Singapur zur nächstgelegenen indonesischen Insel Batam legt kurz nach sieben Uhr ab. Eine Stunde und zwanzig Kilometer später erreichen wir die Insel. »Jetzt gilt’s«, sagt Peer, als wir auf das Grenzgebäude zugehen. Wir sind gespannt, ob wir es ins Land schaffen. Im indonesischen Konsulat in Bangkok konnten wir ohne Beleg für eine Ausreise, sprich ohne gebuchten Flug, kein Visum beantragen. Man riet uns zu »Visa on Arrival«, da die Buchung an der Grenze nicht immer überprüft würde. Kaum am Schalter angekommen, lösen sich alle Befürchtungen in Luft auf. Die Grenzbeamten scheinen so müde wie wir und eher desinteressiert. Visum bezahlt, Kleberchen in den Pass, Stempel drauf, und gut ist. Willkommen in Indonesien!

Auf der anderen Seite des Gebäudes finden wir den Anleger der Fähren nach Jakarta. Die nächste geht in einer Woche. Doch es gibt Alternativen. Zwar kennen wir »Tungkal« nicht, doch es liegt wohl auf Sumatra, und das Schnellboot dorthin legt in wenigen Minuten ab. »Na denn: Mittendurch statt dran vorbei«, kommentiert Peer. »Was soll’s«, denke ich. Fahren wir halt in Etappen nach Java.

Der Anblick des Boots entlockt mir ein »Alter Schwede!«. Schnittig, niedrig, martialisch motorisiert. Am Heck zähle ich sieben Außenborder mit je 150 PS, das Röhren erinnert an eine Flugzeugturbine. Auch die Sitze sind wie in einem Flugzeug angeordnet.

Mit geschätzten Mach 2 fegen wir über die See. Bei jeder Welle werden wir wie von einer Sprungschanze emporgehoben. Dann schlagen wir mit einem Krachen wieder auf die Wasseroberfläche. Ich denke darüber nach, was das Wort Materialermüdung bedeutet. Alles zittert und bebt, selbst den Kapitän schleudert es einmal von seinem Sitz. Wir Fahrgäste können uns wenigstens aneinander festhalten, er sich nur am Gashebel.

Neben mir sitzt eine junge Frau. Sie spricht mich an, wer ich sei, wo ich herkomme, warum ich dieses Boot benutze und kein Flugzeug. »Fliegen ist langweilig«, sage ich, als wir wieder mal unsanft in unseren Sitzen landen. Sie versteht und lacht.

Als wir am Nachmittag in Tungkal ankommen, haben wir bereits über 600 Kilometer Strecke geschafft. »Wenn das so weitergeht, sind wir zum Frühstück in Jakarta«, drückt Peer seine Zuversicht aus.

An der Anlegestelle empfangen uns durcheinanderrufende Männer. Dann geht mir auf, dass alle dasselbe schreien. »Jambi?« Oder: »Jambi!«

Eines wird schnell klar: In Tungkal scheint es nur ein Ziel zu geben: Jambi. Wo auch immer das nun wieder sein soll. Der Ortsname steht auf jedem der wartenden Minibusse. Wir besteigen ein Gefährt und nehmen Platz. Doch Platz nehmen heißt nicht Platz bekommen. Denn in einen offensichtlich talentlos in Eigenarbeit zusammengeschusterten Kleinbus mit neun Sitzen passen erwiesenermaßen zwölf Leute. Und die mannshohen Boxen, die ihr Repertoire aus fünf Liedern in Endlosschleife abspulen.

Gerade als ich mich frage, wann es denn losgeht, spüre ich eine Bewegung. Allerdings nicht nach vorne, sondern nach oben.

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